Von der Stadtverteidigung im Mittelalter zur modernen Schützengilde .....
In einem alten Protokollbuch von 1874 lässt sich schon nachlesen, dass die 1829 gegründete Gilde ihre militärischen Wurzeln verloren und sich dem sportlichen Wettstreit verschrieben hatte.
Vorgeschichte
Die Statuten von 1874:
Hier im Bild schaut eine Gruppe Weil der Städter Honoratioren so ernst in die Kamera, wie viele in dieser Zeit. Das Foto wurde 1905 auf dem damaligen Schießstand bei der alten Säge aufgenommen. Einige Jahre später, 100 Jahre nach der Gründung erfolgte 1929 die Auflösung der Schützengilde mit anschließender Überführung in den Kyffhäuserbund. 1938 fand sich im Kirschenwald ein geeigneter Platz für eine neue Schießanlage, die jedoch 1945 von den Siegermächten vollständig demontiert und abtransportiert wurde. Das war für viele Jahre das Ende der alten Schützengilde Weil der Stadt.
Wiedergründung
Zu Beginn der 60er Jahre fanden sich die ersten Bürgerinnen und Bürger zusammen, um die schießsportliche Tradition in Weil der Stadt wieder aufleben zu lassen. Die Neugründung wurde besprochen, über den Vereinsnamen diskutiert und auch darüber, ob die Jahreszahl der "Originalschützengilde" im Namen auf die Wurzeln hinweisen soll. Einig war man darüber, das keine militärischen Ziele verfolgt würden, die auch der alten Gilde schon fremd waren, sondern dass man sich in sportlichem Wettstreit mit anderen Schützen messen wollte. 1963, am 2. März, erwachte die Schützengilde 1829 Weil der Stadt bei der Gründungsversammlung im Gasthaus Rappen zu neuem Leben. 32 Sportbegeisterte wählten den damaligen Bürgermeister Willi Oberdorfer zum Oberschützenmeister.
Nach erfolgter Neugründung begann für die Mitglieder eine turbulente Zeit. Es galt die Bedingungen zur Ausübung des Sports zu schaffen, ein Vereinsheim war zu bauen. Durch die tatkräftige Hilfe der Mitglieder und einen wohlwollenden Gemeinderat, aber auch durch die Unterstützung durch ortsansässige Firmen, konnte in sehr kurzer Zeit das Vereinsheim im Kirschenwald gebaut, und im September 1964 bereits eingeweiht werden (Bild rechts). Mit großem persönlichen Engagement und unzähligen Arbeitsstunden wurde die Anlage immer wieder modernisiert und erweitert.
Auf sportlichem Gebiet zeigten sich die ersten Erfolge, hatte man doch vor Fertigstellung des eigenen Schützenhauses beim befreundeten Verein aus Warmbronn trainieren dürfen. Auch die ersten Wettkämpfe wurden dort ausgetragen.
Es lag den Mitgliedern am Herzen auch die Damen und die Jugend für den Sport zu begeistern, die ersten Aufnahmeanträge von Damen gingen bereits 1964 ein. Trotzdem war es für die damalige Zeit eine große Besonderheit, Frauen im Schießsport zu sehen. Und so sorgten denn die "Flintenweiber" (unten links) der Schützengilde als erste Damenmannschaft im Kreis ab 1965 zunächst für skeptische, später für respektvolle Blicke bei den männlichen Gegnern.
Die Nachwuchsarbeit war schon den Gründern besonders wichtig und so gab es denn sehr bald die erste Jugendmannschaft.
Sturm und Drang
In den Folgejahren entwickelte sich die Schützengilde rasant weiter. Die Anlage wurde ständig erweitert, 1972 kamen die Pistolenbahn und der Clubraum dazu.
Im Jahr 1979 konnte die Gilde das 150-jährige Jubiläum feiern. Es wurde ein mehrtägiges Fest mit Umzug und großer Feier in der Stadthalle, unten eine Gruppenaufnahme und die Ehrung eines Ehrenmitglieds durch den damaligen Oberschützenmeister.
Seit 1983 verfügt die Gilde über die Luftdruckwaffenhalle, 1989 wurde die Küche renoviert und 1994 die Kleinkaliberbahn. Sportlich erlebte der Verein in den 80er Jahren seine Blütezeit. Die Mädchen-Mannschaft mit dem Luftgewehr 1979:
Es gab Jugendlandesmeister, die Sportpistolenmannschaft stieg in die Landesliga auf .... geprägt waren diese Jahre jedoch durch den stetigen Aufstieg der Gewehrschützen. Ab 1980 stiegen sie innerhalb von nur 5 Jahren in die höchste Luftgewehrliga auf. Ähnlich erfolgeich auch die Mannschaft mit dem Kleinkalibergewehr.Die Höhepunkte der Luftgewehrschützen war der Aufstieg in die Sonderklasse 1987 und die deutsche Mannschaftsmeisterschaft 1992. In die Zeit fallen auch die drei großen Preisschießen 1988, 1992 und 1996. Über 1000 Schützen waren bei der Schützengilde zu Gast, darunter Olympiasieger und Weltmeister.
Neuzeit
War die Schützengilde über viele Jahre eine Hochburg der Gewehrschützen, verschiebt sich der Schwerpunkt seit einiger Zeit zu den Kurzwaffen. Lange Zeit gab es noch eine Luftgewehrmannschaft in der Kreisliga. Die Luftpistolenmannschaft (Bild unten) schoss eine Weile in der Bezirksliga.Die Luftgewehrmannschaft tritt heute nicht mehr an, die Luftpistolenmannschaft schießt in der Kreisliga. Auch die Jugendmannschaft hat nur ein Jahr lang in der Winterrunde Wettkämpfe bestritten und muss nun wieder auf Nachwuchsschützen warten. Bei den Kurzwaffen sind die Schützen sehr aktiv. In fünf Mannschaften geht es zu Luftpistolen-, Kleinkaliberpistolen- und Großkaliberwettkämpfen.
Baulich geht es um das Erhalten der Anlage mit kleinen Modernisierungen. So hat das Haus mittlerweile ein neues Dach, die Heizung ist ersetzt, neue Fenster halten dicht und ein neuer Holzofen sorgt für gemütliche Wärme.
Es gibt auch in Zukunft genug zu tun und auch wenn sich die Zeiten geändert haben und Nachwuchssorgen drücken, wird die Schützengilde 1829 Weil der Stadt eine feste Größe im Ort bleiben.
50 Jahre Wiedergründung 2013
1963 wurde die Schützengilde 1829 Weil der Stadt e.V. im Rappen zu Weil der Stadt wiedergegründet. Aus diesem Anlass hatte die Schützengilde am 14. September 2013 zum Kirschenwaldfest ins Schützenhaus geladen.
Im Mittelpunkt standen natürlich die Gründungsmitglieder Ernst Baur, Gert Lauser, Gerhard Leopold, Kurt Schmid, Fritz Wöhl und Manfred Wohlmann. Das Wetter hielt sich, so dass der Sektempfang der Gäste tatsächlich im Freien stattfinden konnte. Später begrüßte Oberschützenmeister Hans Lambacher den Vertreter der Stadt, Martin Buhl, den Kreisoberschützenmeister Norbert Struck, die Vertreter Weiler Vereine, die Schützenvereine aus dem Altkreis Leonberg, die Mitglieder und besonders die Gründungsmitglieder zur Feierstunde.
In seinem Grußwort fand Martin Buhl die Gilde in bester sportlicher Gesellschaft, wurden doch 2013 auch 50-Jahre Bundesliga und aktuelles Sportstudio gefeiert. Er bedankte sich mit einer Ehrengabe für das soziale Engagement und wies auf die große Bedeutung der Gilde und aller Sportvereine für das Leben in Weil der Stadt hin.
Der Kreischef der Schützen KOSM Norbert Struck würdigte die Zuverlässigkeit der Weiler Schützen beim Ausrichten einiger Bezirksschützentage und freute sich über viele sportliche Erfolge in der Vergangenheit. Für die Zukunft mahnte der “Kreisober” neben der Jugend- auch die Seniorenarbeit an, um allen Altersgruppen des Schießsports gerecht zu werden.
Im Anschluss gab OSM Hans Lambacher in einem launigen Vortrag einen Abriss der Geschichte der Schützengilde, die er als damaliger Jungschütze Nach den Grußworten traf man sich am Buffet zum Abendessen und beim Austausch von Erinnerungen saß man noch lange gemütlich beisammen.
Ahnentafel
Die Oberschützenmeister der Schützengilde 1829 Weil der Stadt seit der Wiedergründung am 2. März 1963:
März 1963 - März 1967: | Willi Oberdorfer |
März 1967 - Februar 1969: | Bernd Zimmermann |
Februar 1969 - März 1994: | Bruno Stern |
März 1994 - März 1996: | Günter Schönfelder |
März 1996 - März 2007: | Werner Stütz |
März 2007 - März 2016: | Hans Lambacher |
seit März 2016: | Jürgen Holzer |